Als auf der Alarmdepesche „Feuer klein – unklare Rauchentwicklung“ für die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Aumühle zu lesen war, konnte noch niemand ahnen, welche dramatischen Szenen sich gleichzeitig in der Sachsenwaldstraße 37 ereignet hatten.
Ein junges Mädchen stand im dichten Rauch, um Hilfe rufend, auf der Rückseite des Einfamilienhaues im 1. Stock an einem Fenster. Ihr Opa war kurz zuvor in den Keller gegangen, um eine defekte Rohrleitung zu schweißen. Dann gab es einen lauten Knall und das gesamte Haus war verraucht. Von Opa keine Spur mehr. Glücklicherweise hatte ein vorbeifahrender Passant eine Rauchentwicklung auf dem Grundstück erkannt und die Feuerwehr gerufen, war dann jedoch einfach weitergefahren ohne nachzusehen, was passiert war und ob jemand Hilfe benötigt. Und so kam es zu dieser eher unspezifischen Alarmierung und dem zunächst alleinigen Ausrücken der Freiwilligen Feuerwehr Aumühle.
Wie die Überschrift bereits verraten hat, handelte es sich bei diesem Szenario um eine Übung unter einsatzrealistischen Bedingungen im Rahmen des wöchentlichen Ausbildungsdienstes. Somit konnten nach der fiktiven Einsatzmeldung durch den Übungsleiter sämtliche Fahrzeuge in Windeseile besetzt und zum Einsatzort gefahren werden. Dort bot sich dem Einsatzleiter bei der Erkundung des stockdunklen Grundstückes die für ihn unbekannte, oben beschriebene Lage.
Sofort leitete er die Rettung des Mädchens über ein 4-teilige Steckleiter ein und alarmierte weitere Kräfte zur Verstärkung nach. Denn was eben noch unter „Feuer klein“ alarmiert worden war, war nun ein „Feuer Y“ sprich, Feuer mit Menschenleben in Gefahr.
Das war auch das Stichwort das den Übungsleiter veranlasste, die ebenfalls im Vorhinein informierte Freiwillige Feuerwehr Wohltorf anzurufen und die sogleich mit ihrem Tanklöschfahrzeug zur Verstärkung losfuhr.
Der Fokus der Einsatzkräfte lag nun darauf, sich zunächst Zugang zu dem Haus zu verschaffen, um den Opa des Mädchens schnellstmöglich zu finden und aus dem, durch eine Nebelmaschine stark verrauchten Gebäude zu retten. Dazu musste im ersten Schritt die verschlossene Hauseingangstür aufgebrochen werden. Als zweite und vermutlich schnellere Zuwegung in den Keller bot sich ein Garagentor an, dass ebenfalls zunächst verriegelt war. Über diese beiden Zugänge erfolgte dann die Suche nach dem Vermissten von zwei Seiten im Innenangriff.
Wendung nahm der Einsatz wieder, als das inzwischen gerettete und unverletzte Mädchen nach Rückfrage durch den Einsatzleiter berichtet, dass es vor dem Knall im Keller noch an der Haustür geklingelt hatte und sie nicht sicher sei, ob sich nicht noch eine weitere Person im Haus befindet.
Diese neue Erkenntnis lies den Einsatzleiter die Taktik erneut ändern. Er befahl mit Hilfe der inzwischen eingetroffenen Kamerad:innen der Feuerwehr Wohltorf, auch das Erd- und Oberschoss sofort durchsuchen zu lassen. Und so kam es, dass ziemlich zeitgleich der vermisste Opa im Keller und eine weitere Person im Obergeschoß, in Form von zwei Übungspuppen, gefunden und durch die Atemschutztrupps gerettet werden konnten. Damit war der Einsatzauftrag der Menschenrettung abgeschlossen und es wurde in die Brandbekämpfung übergegangen. Auftrag durch den Übungsleiter war es hier, sämtliche piepende Rauchwarnmelder durch Atemschutztrupps im Gebäude zu lokalisieren und zu deaktivieren.
Auch dieses Einsatzziel schien sich, auch durch die gute Koordination und Zusammenarbeit, zügig erreichen zu lassen. Doch dann kam es erneut anders als gedacht.
Ein noch im Keller befindlicher Atemschutztrupp meldete plötzlich über sein Funkgerät „MAYDAY MAYDAY MAYDAY – ein nicht ansprechbarer Atemschutzträger“. – Dieser Funkspruch ist die dringende Anzeige für einen Atemschutznotfall, der dazu führt, dass alle Funkgespräche eingestellt werden und der Einsatzleiter die Rettung durch den Sicherungstrupp, der vorschriftsmäßig bei jedem Atemschutzeinsatz einsatzbereit vor dem Gebäude vorgehalten werden muss, einleiten kann.
Auch dieses durch den Übungsleiter eingespielte Szenario wussten die Einsatzkräfte vor Ort gut zu bewältigen. Sowohl ein noch im Haus befindlicher zweiter Atemschutztrupp wie auch der Sicherheitstrupp von außen, eilten dem „verunfallten“ Kameraden zu Hilfe und retteten ihn zügig ins Freie.
Zu guter Letzt stand noch die Belüftung des Hauses mittels Druckbelüfter auf der Aufgabenliste, bevor nach gut einer Stunde das Übungsende verkündet werden konnte. Die abschließende Einsatznachbesprechung vor Ort wurde genutzt, um die getroffenen Entscheidungen und Handlungsabläufe noch einmal durchzusprechen. Alles in allem kann man von einem erfolgreichen Übungsverlauf sprechen, der erneut den hohen Ausbildungstand aller beteiligten Kamerd:innen aufgezeigt hat.
Möglich war diese Übung nur durch die zur Verfügungstellung des Abrisshauses durch die Eigentümer, denen wir an dieser Stelle noch einmal ganz besonders danken. Übungen in Objekten, die wir vorher nicht kennen, bringen einen großen Realitätsgrad in die Ausbildung und fordern sowohl Führungs- als auch Einsatzkräfte. Mit Wasser in den Schläuchen, auch im Innenangriff, vorzugehen zeigt welches Fitnesslevel für Atemschutzgeräteträger erforderlich ist. „Jungen“ Kamerad:innen, kann auch so verdeutlicht werden, was sie in einem realen Einsatz, neben den tatsächlichen Gefahren und der Verantwortung ein Menschen unter Einsatz des eigenen Lebens aus einer lebensbedrohlichen Situation retten zu müssen, erwartet.
Wir freuen uns immer über Infos zu Objekten in Aumühle und Umgebung, die zum Abriss vorgehsehen sind und von der Feuerwehr nochmal als Übungsobjekt genutzt werden können. Hierzu gerne eine Nachricht an info@feuerwehr-aumuehle.de und wir melden uns.
Ein Dank auch an die Kamerad:innen aus Wohltorf für die Unterstützung, auf die wir immer gerne zurückgreifen.